HÖRTEXTE (5. SOZIOKULTURELLES PORTRÄT DES LANDES)

2. C. Zwischen den Kulturen

5С_1b

Ich bin in Sizilien geboren, in einem kleinen Dorf. In Deutschland wohne ich seit 15 Jahren. In meinem Dorf hatten wir damals keine Arbeit. Und in Deutschland war es leichter Arbeit zu finden. Und außerdem wohnt mein Onkel hier. Er ist als erster Gastarbeiter hierher gekommen. Er hat uns viel über Deutschland erzählt. In meiner Heimat gibt es wenig Industrie, dafür viel Landwirtschaft. Aber Böden und Klima sind nicht sehr gut und man kann nicht viel verdienen. Hier habe ich die gleichen Rechte und Pflichten wie die Deutschen, eine gute Arbeit und meine Familie. In unserer Firma arbeiten viele Frauen und Männer aus anderen Ländern. Sie sind Türken, Spanier, Portugiesen, Polen und Griechen. Innerhalb der EU kann jeder in einem anderen Land arbeiten, wenn er eine Arbeit findet. Unser Familienarzt ist aus Italien. Die Pizzeria um die Ecke gehört auch einem Italiener. Italienische Waren gibt es überall hier. Das Warenangebot ist in Supermärkten international. Oliven sind aus Spanien oder Griechenland, Fisch aus Portugal, Weine aus Frankreich, Spanien, Italien oder Griechenland. Durch Kontakt mit anderen Menschen lernt man die Kulturen besser kennen.

5С_1i / 5С_1j

Sascha, 23 Jahre, ein Student aus Belarus: Ich heiße Sascha und komme aus Minsk. Ich studiere in Jena Deutsch als Fremdsprache. Ich habe gedacht, Deutschland und Belarus sind in Europa und die Kulturen sollten mehr oder weniger gleich sein. Aber ich fand dann doch ziemlich schnell heraus, dass sie sehr unterschiedlich sind. Zum Beispiel bekommen die deutschen Studenten mehr Freiheit an der Uni. Sie haben eine ganz andere Einstellung zum Leben. Mich überrascht auch, wie viele Radfahrer auf den Straßen sind: Männer, Frauen, Kinder - alle fahren Rad. Und die Polizisten sind sehr höflich.

Anna, 16 Jahre, aus Polen: Ich lerne in einem Gymnasium in Deutschland. Hier wohnt meine Familie. Deutsche Jugendliche sind nicht so freundlich zu den Fremden. Sie nehmen wenig Rücksicht auf die anderen. Hauptsache, ihnen geht es gut. Sie müssen schätzen lernen, wie gut sie es haben. Im Gegensatz dazu muss ich aber sagen, dass dieser Staat die Ausländer akzeptiert und integriert.

Mustapha aus der Türkei: Ich arbeite in einem türkischen Restaurant. Das Leben ist hier ganz anders als mein Leben in der Türkei. In Deutschland ist das Geld sehr wichtig. Ich denke, dass der Mensch ein Mensch ist. Die Wohnung, die Kleidung und das Auto sind nicht so wichtig. Aber hier in Deutschland ist das Auto wichtig. Deutsche Familien sind kleiner als bei uns. Es gibt viele Ehen ohne Kinder. Das finde ich schade. Deutsche Eltern sind nicht so streng zu ihren Kindern. Mit 16 darf man in Deutschland später nach Hause kommen, so um 22 Uhr. Das finde ich in Ordnung.

Antonios aus Griechenland: Ich mache hier in Deutschland eine Ausbildung. Ich spreche fließend Deutsch und Griechisch. Meine Familie und ich, wir fühlen uns nicht als Ausländer in Deutschland. Ich bin noch nie böse angesprochen worden. Aber trotzdem will ich nach meiner Ausbildung zurück in meine Heimat.

Hier ist es auch zu bürokratisch. Es gibt so viele unnötige Regeln. Aber es gibt hier viel Kultur und viel Ordnung.

Sunita, 17 Jahre, Schülerin aus Indien: Ich wurde in Bombay, in Indien geboren. Hier in Deutschland lebe ich schon 11 Jahre in einem kleinen Dorf. Ich bin hier aufgewachsen und es gefällt mir hier zu leben. Ich habe die deutsche Staatsangehörigkeit. Trotzdem werde ich manchmal als Ausländerin angesehen, weil ich braun bin. In der Grundschule habe ich mir keine Gedanken über Ausländerprobleme gemacht. Heute denke ich viel über die Ausländerfrage nach. Wenn man über Ausländer spricht, bin ich manchmal traurig und enttäuscht. Ich denke, dass man etwas gegen mich hat.