HÖRTEXTE (Kapitel 5. RUND UM DIE FREIZEITGESTALTUNG)

2. B. Museumsbesuch — langweilig oder spannend?

K5_B_7a                                                                                                           

Von Samstag auf Sonntag kennen 38 Züricher Museen keine Sperrstunde. Die „Lange Nacht der Museen“ bietet dann Gelegenheit zu Entdeckungsreisen in der Museumsstadt Zürich. Gehören Events überhaupt in ein Museum? Der Geschäftsführer des Vereins Züricher Museen, Yves Schumacher, gibt die Antwort.

R. Herr Schumacher, sind die Museen in einer Krise?

Yves Schumacher: Nein, überhaupt nicht. Wie kommen sie darauf?

R. Weil sie nicht mehr nur Museen sein wollen. Weil sie nicht mehr nur Exponate zeigen wollen, sondern die Besucher mehr und mehr mit Events anlocken.

Yves Schumacher: Das ist ein Trend, da haben Sie recht. Museen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, aber nicht in Bezug auf die Inhalte. Sie arbeiten einfach mit neuen, modernen Formen der Präsentation. Mit lebendigen Inszenierungen wollen sie ein Publikum ansprechen und an die Exponate ihrer Sammlung heranführen.

R. Sind denn Museen noch attraktiv für ein Publikum, das an elektronische Medien gewöhnt ist?

Yves Schumacher: Absolut, davon bin ich überzeugt. Neue Medien sind für Museen keine Gefahr, sondern eine Chance. Museen können sich die neuen Medien nutzen. Sie geben die Möglichkeit, für das Publikum spielerische Zugänge zu den Exponaten zu schaffen. Der Einsatz neuer Medien ist keine bloße Spielerei, sondern hilft, das besser zu entdecken, was die Museen einzigartig macht: die Originale.

R. Im Jahr 2000 fand in Zürich die erste Museumsnacht statt. Was bewog Sie dazu?

Yves Schumacher: Den Anstoß gaben Vorbilder in Deutschland. Das überzeugte mich, und ich schlug im Verein Zürcher Museen vor, in Zürich etwas Ähnliches zu machen. Das stieß damals bei den Züricher Museen auf große Skepsis. Aber es ist mir gelungen, diese Skepsis zu überwinden, und bei der ersten Museumsnacht nahmen 27 Museen teil.

R.  Warum soll ich nachts in ein Museum gehen?

Yves Schumacher: Ein Museum bei Nacht zu erleben, ist etwas ganz Besonderes, da präsentieren sich auch bekannte Museen ganz neu. Das ist attraktiv. Schon das erste Mal kamen fast 15 000 Besucherinnen und Besucher.

R. Kamen sie aus Interesse an den Museen oder aus Lust auf ein Fest?

Yves Schumacher: Nein, sie kamen aus Interesse. Ich habe Museumsnächte in anderen Städten gesehen. Sie wurden zu reinen Partys. Das war in Zürich nie der Fall. Das, was die Museen im Rahmen der «Langen Nacht» anbieten, hat ja auch immer direkt mit ihrem Thema und ihrer Sammlungstätigkeit zu tun. Und das Publikum zeigt großes Interesse.

R. Wer kommt an die Museumsnacht? Kommen wirklich neue Besucher? Oder einfach das Stammpublikum?

Yves Schumacher: Nein, es kommen neue Besucher. Gerade die kleinen Museen können das ja sehr genau sagen.

R. Setzen Veranstaltungen wie die „Lange Nacht“ die Museen nicht auch unter Druck? Das Publikum erwartet doch auch unter dem Jahr mehr Events.

Yves Schumacher: Es ist umgekehrt: Die „Lange Nacht“ hat einen Trend aufgenommen. Animationen, Veranstaltungen und Events sind in den letzten Jahren in den Museen immer wichtiger geworden – und darauf baut die Museumsnacht auf.

R. Herr Schumacher, vielen Dank für Ihr Gespräch.