HÖRTEXTE (Kapitel 1. ZWISCHENMENSCHLICHE BEZIEHUNGEN)

3. D. Beziehungen in der Familie

K1_D_2c

Reporterin: Ihr teilt euch alles, erzählt euch alles und macht alles gemeinsam. Stimmt es?

Anne: Ja, wenn ich morgens für die Schule aufstehe, bin ich nicht alleine. Bei Marika klingelt der Wecker zur selben Zeit. Obwohl wir beide zwei verschiedene Zimmer haben, machen wir uns in einem Raum fertig. Bei mir stehen alle Sachen, die wir Mädchen morgens brauchen: Haarspray, Wimperntusche, Schmuck. Das teilen wir alles.

Marika: Nur die Klamotten  hat jede ihre eigenen. Hier gibt’s schon Unterschiede. Anne kleidet sich eher romantisch, ich trage aber lieber sportliche Sachen und so…

Reporterin: Und was macht ihr gemeinsam?                

Anne: Eigentlich, fast alles… Länger als ein paar Stunden waren wir noch nie voneinander getrennt. Wir gehen in dieselbe Klasse. Dort und auch auf dem Schulweg im Bus sitzen wir immer nebeneinander.

Reporterin: Ist das euch nicht langweilig? 

Marika: Nein, das ist viel mehr praktisch… So machen wir immer die Hausaufgaben zusammen, auch ist es besser bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten.

Anne: Ja, meistens ist Marika schneller und bisschen besser als ich. Dann gibt sie mir Nachhilfe, wenn ich mit etwas nicht klarkomme.

Marika: Auch ist es viel schneller und lustiger, gemeinsam die langweiligen Hausarbeiten zu verrichten.

Anne: Auch haben wir gleiche Hobbys: So gingen wir früher zusammen schwimmen, jetzt tanzen wir Breakdance. Natürlich auch zusammen.

Marika: Wir haben denselben Freundeskreis, so dass wir uns auch hier nicht trennen.

Reporterin: Und wenn es Ärger mit den Freundinnen gibt?

Marika: Da helfen wir uns gegenseitig. Einmal, als eine gemeinsame Freundin wütend mich war, hat Anne zwischen den beiden vermittelt.

Anne: Und wenn es Streit mit den Eltern oder Lehrern gibt, halten wir eben zusammen. Wir sind immer füreinander da.

Marika: Wir verstehen uns blind. Wenn es einer von uns schlecht geht, merkt das die andere sofort. Es ist, als wären wir dieselbe Person. Zum Beispiel, wenn es Anne nicht gut geht, fühle ich das auch – und umgekehrt. Allein von der Mimik oder der Stimme her erkennen wir, was die andere fühlt oder denkt.

Anne: Außerdem sind wir wirklich beste Freundinnen. Wir können uns zu 100 Prozent vertrauen und sind absolut ehrlich zueinander.

Reporterin: Unterscheidet ihr euch voneinander überhaupt?

Marika: Ja, in einem: Anne will später Krankenschwester werden, ich aber Lehrerin.

K1_C_6e

Anne: Im Großen und Ganzen kann ich mich über meine Kinder nicht beklagen. Nur dass ich sie egoistisch finde – nie interessiert sie, was wir, Eltern, wollen. Auch meinen sie, dass dies selbstverständlich ist, was sie so alles haben.

Werner: Ja, dieser Egoismus, dieses Ich-Denken ist wohl für die ganze Generation charakteristisch. Das stört uns aber sehr im Umgang mit den Kindern…

Anne: Auch gibt es natürlich viele Kleinigkeiten, die uns als Eltern nerven. Besonders die Unordnung in ihren Zimmern. Wenn Karina z.B. aus der Schule kommt, schmeißt sie ihre Sachen überall in der Wohnung rum. obwohl wir schon längst darüber gesprochen haben, dass das nicht geht. Wenn ich da kleinlich wäre, hätten wir ständig Streit!

Werner: Zu dieser Unordnung kommt noch die Unpünktlichkeit…Es fehlt nötige Disziplin. Nie kommen sie zurecht, nie machen sie das Versprochene zur festgelegten Zeit. Und das ist doch so wichtig, um vorwärtszukommen, im Leben etwas zu erreichen!

Anne: Wir sollten aber nicht die guten Seiten unserer Kinder vergessen. Sie beide sind sehr ehrlich – ich habe sie noch nie bei einer Lüge erwischt! Auch finde ich sehr gut, dass sie nach einem Streit nicht nachtragend sind. Dass man mit Konflikten umgehen kann, ist im Leben sehr wichtig.

Werner: Mir machen viel Freude auch Karinas Erfolge in der Schule. Sie macht sich wirklich viel Mühe und ihre Noten sind verdient. Konrad aber – ist genau das Gegenteil von seiner fleißigen Schwester! Dumm ist er nicht. Wenn er nur etwas macht, ist alles mit der Schule in Ordnung. Aber er ist stinkfaul!!! Auf der anderen Seite finde ich aber sehr gut, dass er sehr aufgeschlossen ist. Er hat Bekannte und Freunde nicht nur in seiner Klasse, sondern kennt die Hälfte aller Schüler! So wurde er neulich zum Klassensprecher gewählt. Und da weiß ich, dass er sich für seine Mitschüler einsetzen wird, so gut er kann! Eine mehr engagierte und offene Person würde man in der Klasse nicht finden!

K1_C_8a

Die Eltern machen Druck

Jakob ist im Fußballverein. Er spielt gern und auch ganz gut. Er muss dreimal pro Woche zum Training. In der Spielsaison ist dann fast jedes Wochenende ein Spiel. Alles super! Aber da ist sein Vater… Jakobs Vater ist ehrgeizig und davon überzeugt, dass Jakob ein Star-Fußballer werden kann, wenn er es nur will. Noch als Jakob ziemlich klein war, stand der Vater am Spielfeldrand und schrie Anweisungen für seinen Sohn: „Lauf doch vor, sei nicht so faul!“ und Ähnliches. War Jakob nicht gut in Form, analysierte sein Vater abends endlos die Fehler. Jakob fühlte sich total unter Druck. Er war bei jedem Spiel und auch beim Training nervös.

Je älter Jakob wurde, desto schlimmer fand er das Verhalten des Vaters. Schließlich sagte er ganz klar, dass er nicht mehr Fußball spielen will, wenn ihn sein Vater nicht in Ruhe lässt. Sein Vater war überrascht. Aber Jakob ist sicher, dass Fußball nur sein Hobby bleiben soll und er keine Sportkarriere machen will. Und er hatte den Mut, mit dem Vater zu reden.