HÖRTEXTE (Kapitel 5. FILM UND KINO)

2. B. Die Verführungskraft der Fernsehserien

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Moderator: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, in un­serer Sendereihe „Jugendliche Lebenswelt“ geht es heute um das Thema: Verführungskraft der Fernsehserien. Immer mehr jugendliche Zuschauer sehen lieber TV-Serien als Filme. Ist Fernsehen tatsächlich das bessere Kino? Darüber sprechen wir heute im Studio mit unseren Gästen. Ich begrüße herzlich Frau Helga Wagner, Psychologin, Julia, Sandra und Oliver, unsere jugendlichen Gäste. Erst mal eine Frage an euch. Ihr alle seid Fans von unterschiedlichen Serien, nicht wahr, Julia?

Julia: Ja, ich sehe schon seit 5 Jahren „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und versuche keine Folge zu verpassen. Ich weiß, dass diese Daily Soap schon über 20 Jahre auf RTL läuft, aber auch jetzt finde ich sie aktuell.

Moderator: Was gefällt dir an dieser Daily?

Julia: Einerseits ist die Sendung einfach spannend. Sie erzählt die Geschichte von verschiedenen jungen Leuten in Berlin. Ständig geschieht mit den Hauptfiguren etwas, was mich recht in den Bann zieht: Liebe, Trennung, Intrigen, Streit, Kriminalität und Todesfälle – alles mit drin. Oft denke ich mir, was würde ich an der Stelle der Protagonisten tun?  Wenn ich sehe, wie sie ihre Probleme meistern, kann ich auch vieles lernen.

Moderator: Findest du die Figuren deiner Lieblingsdaily realistisch?

Julia: Ja klar. Ich denke, die Drehbuchautoren finden die Geschichten auch im realen Leben. Und die Serie hat mehrere Handlungsstränge, so dass ich die Schicksale verschiedener Menschen verfolgen kann. Außerdem spielen hier auch Dicke und Behinderte mit und nicht nur Supermodels. Genauso wie im echten Leben!

Moderator: Oliver, und wie sind deine Vorlieben? Kannst du uns einmal darüber erzählen?

Oliver: Hm, Daily Soaps und Telenovelas sind nichts für mich. Um den Faden ihrer Handlung nicht zu verlieren, muss man sie regelmäßig sehen. Nicht immer komme ich zur gleichen Zeit nach Hause, deshalb bevorzuge ich Sitcoms oder Krimiserien, bei welchen jede Folge eine abgeschlossene Geschichte hat.

Moderator: Kannst du sagen, dass Fernsehserien ein fester Bestandteil deines Lebens sind?

Oliver: Eher nicht. Ich würde sagen, für mich sind sie eher eine leichte Unterhaltung. Wenn man erschöpft von der Schule nach Hause kommt, ist es gerade das, was man braucht: etwas Spaß, um den Alltagsstress abzuschütteln.

Moderator: Und nun zu dir, Sandra. Welchen Raum nehmen die Fernsehserien in deinem Leben ein?

Sandra: Aus meinem Leben sind sie einfach nicht mehr wegzudenken. Die Serie, von welcher ich schwärme, ist „Once Upon a Time – Es war einmal …“. Das ist eine US-amerikanische Fantasyserie. Die hat mir eine Freundin von mir empfohlen. Damals war ich nicht besonders beeindruckt. Außerdem hatte ich fast die ganze erste Staffel verpasst. Zum Geburtstag bekam ich aber eine DVD mit allen Episoden der ersten Staffel. Jetzt kann ich mir keinen Tag mehr ohne meine Lieblingsfiguren vorstellen.

Moderator: Und was geschieht, wenn du aus irgendwelchen Gründen einmal eine Folge verpasst?

Sandra: Heute ist es kein Problem mehr, denn ich kann mir jede Folge auch online anschauen. So bin ich nicht mehr auf die Sendezeit angewiesen. Außerdem interessiert mich alles, was den Film angeht. Auf der Internetseite von „Once Upon a Time“ kann ich unheimlich viel über die Serie und die Darsteller lesen. Und im Fanclub habe ich sogar neue Freunde kennen gelernt.

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Moderator: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, in un­serer Sendereihe „Jugendliche Lebenswelt“ geht es heute um das Thema: Verführungskraft der Fernsehserien. Immer mehr jugendliche Zuschauer sehen lieber TV-Serien als Filme. Ist Fernsehen tatsächlich das bessere Kino? Darüber sprechen wir heute im Studio mit unseren Gästen. Ich begrüße herzlich Frau Helga Wagner, Psychologin, Julia, Sandra und Oliver, unsere jugendlichen Gäste. Erst mal eine Frage an euch. Ihr alle seid Fans von unterschiedlichen Serien, nicht wahr, Julia?

Julia: Ja, ich sehe schon seit 5 Jahren „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und versuche keine Folge zu verpassen. Ich weiß, dass diese Daily Soap schon über 20 Jahre auf RTL läuft, aber auch jetzt finde ich sie aktuell.

Moderator: Was gefällt dir an dieser Daily?

Julia: Einerseits ist die Sendung einfach spannend. Sie erzählt die Geschichte von verschiedenen jungen Leuten in Berlin. Ständig geschieht mit den Hauptfiguren etwas, was mich recht in den Bann zieht: Liebe, Trennung, Intrigen, Streit, Kriminalität und Todesfälle – alles mit drin. Oft denke ich mir, was würde ich an der Stelle der Protagonisten tun?  Wenn ich sehe, wie sie ihre Probleme meistern, kann ich auch vieles lernen.

Moderator: Findest du die Figuren deiner Lieblingsdaily realistisch?

Julia: Ja klar. Ich denke, die Drehbuchautoren finden die Geschichten auch im realen Leben. Und die Serie hat mehrere Handlungsstränge, so dass ich die Schicksale verschiedener Menschen verfolgen kann. Außerdem spielen hier auch Dicke und Behinderte mit und nicht nur Supermodels. Genauso wie im echten Leben!

Moderator: Oliver, und wie sind deine Vorlieben? Kannst du uns einmal darüber erzählen?

Oliver: Hm, Daily Soaps und Telenovelas sind nichts für mich. Um den Faden ihrer Handlung nicht zu verlieren, muss man sie regelmäßig sehen. Nicht immer komme ich zur gleichen Zeit nach Hause, deshalb bevorzuge ich Sitcoms oder Krimiserien, bei welchen jede Folge eine abgeschlossene Geschichte hat.

Moderator: Kannst du sagen, dass Fernsehserien ein fester Bestandteil deines Lebens sind?

Oliver: Eher nicht. Ich würde sagen, für mich sind sie eher eine leichte Unterhaltung. Wenn man erschöpft von der Schule nach Hause kommt, ist es gerade das, was man braucht: etwas Spaß, um den Alltagsstress abzuschütteln.

Moderator: Und nun zu dir, Sandra. Welchen Raum nehmen die Fernsehserien in deinem Leben ein?

Sandra: Aus meinem Leben sind sie einfach nicht mehr wegzudenken. Die Serie, von welcher ich schwärme, ist „Once Upon a Time – Es war einmal …“. Das ist eine US-amerikanische Fantasyserie. Die hat mir eine Freundin von mir empfohlen. Damals war ich nicht besonders beeindruckt. Außerdem hatte ich fast die ganze erste Staffel verpasst. Zum Geburtstag bekam ich aber eine DVD mit allen Episoden der ersten Staffel. Jetzt kann ich mir keinen Tag mehr ohne meine Lieblingsfiguren vorstellen.

Moderator: Und was geschieht, wenn du aus irgendwelchen Gründen einmal eine Folge verpasst?

Sandra: Heute ist es kein Problem mehr, denn ich kann mir jede Folge auch online anschauen. So bin ich nicht mehr auf die Sendezeit angewiesen. Außerdem interessiert mich alles, was den Film angeht. Auf der Internetseite von „Once Upon a Time“ kann ich unheimlich viel über die Serie und die Darsteller lesen. Und im Fanclub habe ich sogar neue Freunde kennen gelernt.

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Moderator: Frau Wagner, unsere jungen Gäste sind ein Beispiel dafür, dass sich die Fernsehserien unter den jugendlichen Zuschauern großer Beliebtheit erfreuen. Und das obwohl sie ein eher schlechtes Image haben: Sie gelten als leichte Massenunterhaltung ohne nennenswerte Inhalte. Wie erklären Sie dieses Phänomen?

Frau Wagner: Das Schlüsselwort ist hier Spannung. Das Leben ist normalerweise nicht so aufregend. Die Serien – besonders die Soaps – bieten den Zuschauern Emotionen, die ihnen in ihrem Alltag fehlen. Die Serienhelden erleben tagtäglich die Geschichten, die auf den ersten Blick sehr glaubwürdig erscheinen. Die Jugendlichen fühlen sich dadurch in das Geschehene mit   einbezogen und das lässt sie sicherlich mitfiebern.

Moderator: Was macht Ihrer Meinung nach die Geschehnisse auf dem Bildschirm so glaubwürdig?

Frau Wagner: Zum einen stehen im Mittelpunkt dieser Produktionen Beziehungen in der Familie oder Partnerschaft, Probleme in der Schule  sowie Intrigen unter Freunden oder Kollegen. Also die Themen, die den Lebenserfahrungen und Interessen der Jugendlichen entsprechen. Zum anderen sind die Sprache und die Kleidung der Figuren so alltäglich, dass sie einfach zu vertrauten Nachbarn von nebenan werden. Dadurch bekommen die Jugendlichen die Illusion, dass dramatische Situationen real sind.

Moderator: Kann diese Täuschung negative Folgen für die Jugendlichen haben?

Frau Wagner: Nicht unbedingt. Wenn sich die Jugendlichen darüber im Klaren sind, dass das Gezeigte eine Fiktion ist, bringt das Anschauen einer Lieblingsserie nur eine leichte Abwechslung in den monotonen Alltag.

Problematisch wird es erst dann, wenn sich die Jugendlichen zu sehr mit ihren Lieblingsfiguren identifizieren. Wie die letzten Studien zeigen, übernehmen die Jugendlichen oft das Verhalten ihrer TV-Helden, weil sie diese Figuren und das Passierte für realistisch halten. Vor allem betrifft das das Streitverhalten zwischen den Fernseh-Paaren. Aus dramaturgischen Gründen werden solche Szenen stets überspitzt dargestellt. Junge Frauen streiten sich dabei zum Beispiel mit ihrem Partner so heftig, wie sie es im Fernsehen gesehen haben, was bestimmt fatale Folgen haben kann.

Nicht weniger problematisch können falsche Erwartungen und Werte sein, die die Fans aus ihrer Lieblingsserie in das reale Leben übertragen. Von ihren Freunden und Familienangehörigen erwarten sie oft ähnliche Gefühle und Reaktionen, beispielsweise romantische Liebeserklärungen oder besonders vertraute Gespräche mit den Eltern. Wenn dies nicht geschieht, fühlen sich dann die Jugendlichen ganz enttäuscht.

Moderator: Frau Wagner, was können Sie unseren jungen Fans empfehlen, damit sie keine fatalen Fehler begehen?

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Moderator: Frau Wagner, was können Sie unseren jungen Fans empfehlen, damit sie keine fatalen Fehler begehen?

Frau Wagner: Als Erstes empfehle ich, beim Anschauen der Serien Maß zu halten. Viele Kanäle bieten heute zahlreiche Serien an. Wenn man den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher sitzt, entfernt man sich von dem realen Leben, das schon zu banal erscheint. Deshalb sollten Jugendliche nicht mehr als eine Stunde pro Tag fernsehen, anders gesagt, sich nicht mehr als eine Folge einer Serie anschauen. Unser Leben kann durch andere Interessen spannend und reich an Emotionen sein. Deshalb finde ich es wichtig, wenn die Jugendlichen auch andere Hobbys machen. Es ist ratsam, Sport zu treiben oder eine Tanz- oder Kunstschule zu besuchen. Das lohnt sich auch deshalb, weil hier die Jugendlichen neue Kontakte zu Gleichaltrigen herstellen können. So erweitern sie ihren Freundeskreis und nehmen am realen Leben mehr teil.

Moderator: Damit sind wir am Ende unseres Gesprächs angekommen. Julia, Sandra, und Oliver, Frau Wagner, ich danke Ihnen allen, dass Sie ins Studio gekommen sind. Liebe Hörerinnen und Hörer, auch Ihnen danke ich fürs Zuhören und auf Wiederhören um die gleiche Zeit.